Wahlgang
Gewählt ist gewählt. Stinkkäse kommt mehr Gusto zu als Harzer. Christlich, sozial, liberal warten auf als Volkspartei. Äpfel und Birnen fallen vom Baum. Alles Spezies einer Sorte. Nimm und iss. Konsumier‘ und kostümiere dich. Unterschiede gibt es nicht. Basta. Aus. Was macht das schon. Die Konkurrenz ist künstlich und nicht günstig. Das ist die Option. Dein gutes Recht zu wählen: zwischen „strahlendweiß“ und „ultraweiß“.
Geld auf den Tresen. Kreuz in den Kreis. Was zählt – ist gewählt. Auch wenn am Ende alles gleich aussieht, pari oder wurstig ist; was kümmerts dich: du, der du ein kleiner Scheißer bist, hast die Großen – windelweich gewählt. Das verdient ein Schulter klopfen; du guter Bürger, du. Die Wahlbeteiligung war, gottlob mit deinem Zutun hoch. Fortan sonnst du dich in diesem Lob. „Stinkkäse“ liegt jetzt deinem Wortschatz fern. „Vieux-boulogne“: das sind gewählte Worte von ganz erlesenem Geschmack, mit denen du dich fürderhin kultiviert ausdrückst. Drum mal dein Kreuzchen hier. Placier dein Scheinchen dort. „Gut gewählt“. „Klug gewählt“ heißt das in der Werbesprache.
Doch merke: „Du weißt, was du wählst – nicht, was du gewählt hast“ (M. Hinrich).