Genau
Also, ich habe das jetzt mal genau recherchiert: „Genau“ hat 11.600.000 Synonyme. Wohingegen es „ungenau“ nur auf 133.000 Unterbegriffe bringt. Also lieber „genau“. Das geht so:
Erzähle ich, dass am Südpol Wolkenkratzer stehen, sagst du „genau“. Das ist absolut sinnlos und unhöflich, was dir egal ist. Hauptsache, du hörst dich selbst „reden“, Silben wiederholend: Genau-genau.
Was genau heißt: Du sagst nur noch „genau“. Gestern zum Beispiel in der U-Bahn. Sitzt du da und liest d/einem Kind aus einem „Pixie-Buggybuch“ vor:
„Am Morgen stehen wir auf“. Das ist logisch, sonst säst du nicht in der U-Bahn, sondern lägst im Bett oder unter dem Tisch.
Das ist fraglos; auch für das Kind. Aber nicht für dich, weshalb du noch ein „genau“ hinterher schiebst. Der neue permanente Monolog mit sich selbst: genau. „Dann putzen wir die Zähne“; genau. Dann sprechen wir über Atomwaffen; genau. So geht das, Satz für Satz. Immerzu: Genau.
Und heutzutage, wo ein Jeder, wie eine Jede, auch Divers/e korrekt sprechen, schreiben (denken weniger) muss, sonst Verachtung. Verurteilung. Verbannung – lauten zeitgemäße Werbetexte so:
- Genau das habe ich gemacht
- … genau wie die Menschen…
- Genau mein Ding
- Genau, was du willst…
- Genau richtig
- Genau meine Küche
Derlei Wortgebrauch ist sterbenslangweilig, humor- und witzlos. Aber unangreifbar; ohne Fluch und Tadel. Und darauf, nur darauf kommt es heute, in kriegerischen Zeiten an. Genau.
01. März 2024