Deal with it
Des Deutschen an und für sich lieb gewonnenes Wort lautet seit geraumer Zeit: Großartig. Damit kommentiert der Mensch beinahe alles. Die Entscheidung im Fall Maaßen? Großartig. Der Straßenbelag? Großartig. Die ungelegten Eier? Großartig. Alles groß. Alles artig. Alles erlaubt. Alles deutsch.
So betreibst du auch deine Geschäfte. Haust dabei den einen oder anderen übers Ohr. Großartig für dich. Nepp oder Schmu für den Beschissenen, was der Leidtragende ist. Weil du das so nicht stehen lassen willst, und vielleicht auch gerade in der Volkshochschule dein Englisch aufhübschst, nimmst du neuerdings das Wörtchen DEAL für alles und jeden in den Mund; klingt doch DEAL allemal besser wie der abgestaubte „Handschlag“ oder das alte „Abgemacht“.
Im Positiven raffiniert, im Negativen dubios, gilt ein DEAL immer noch dem DEALER gleich: schmutzig, schmuddelig. Weshalb dir die Werbung bei deinen ominösen Deals hilft: sie schön schreibt und schön (ver-) dreht. Guck:
- dealgott
- dealbunny
- mydealz
- ProfitDeal
- DealDoktor („Schnäppchen Blog mit Doktortitel“)
- …
Weil das Spiel mit dir ewiglich so funktioniert, ist seit geraumer Zeit der GREAT DEAL in den globalen Sprachgebrauch von Politik und Journalismus eingezogen. Den weitaus vernehmbaren Anfang hörst und liest du vom Präsidenten der Vereinigten Staaten. Der wälzt sich einem Mastschwein gleich, rülpsend in einem „great deal“ nach dem anderen, nachdem er schon zuvor (1987) in „The Art of Deal“ (D. Trump) damit schriftstellerisch experimentiert hat.
Diesseits des großen Teiches schwafelt die, sich in Sachen „DEAL“ eher zurückhaltende, Politik neuerdings von:
- Idlib-Deal
- Türkei-Deal
- Flüchtlingsdeal
- Rüstungsdeal
- …
Und du? Gewöhnst dich. An solcherart Politik-Deal-Sprech. An gewöhnliche, weil billige Deals, die sich jetzt in der Politik breit machen. Und ehe du auch nur einen Furz denken kannst, ist das politische Handeln zu einem „schmierigen, abgekarteten Geschäft“ verkommen.
Diese wunderbare Welt voller Deals schluckst du. Mit einem Kaffee-To-go. Schwipp. Schwapp. Rein und weg. Ohne zu fragen. Ohne nachzudenken. So auch die Meldungen des heutigen Tages, die sich den Deal in die Hand geben.
- Fliegt Nahles der Maaßen-Deal um die Ohren? (BILD; 19.09.2018)
- Seehofers und Merkels Maaßen-Deal (MERKUR, 19.09.2018)
- Nach Maaßen-Deal… (FOCUS 19.09.2019)
- Fauler Maaßen-Deal (BRAUNSCHWEIGER ZEITUNG, 19.09.2018)
- Heftige Kritik in der SPD an Maaßen-Deal (BILD, 19.09.2018
- Fliegt Nahles der Maaßen-Deal um die Ohren? (B.Z., 19.09.2018)
Deal with it: Die GROßARTIGE Beförderung des amtsenthobenen Hans Georg Maaßen ist über alle Maßen ein Tritt in den Arsch der Demokratie. Weil so ein „Postenschacher“ zwar einem Deal gemäß, eines politischen Parlamentarismus aber unwürdig ist, siehst du rot, weil eben auch Demokraten rot sehen können. Und siehe da:
Fünf Tage später ist der „Maaßen-Deal vom Tisch“ (BILD, MERKUR, SÜDDEUTSCHE am 25.09.2018). Was immer noch ein (schmieriger) Deal und keine klare Ansage ist. Heißt: Der Mann hat weder (von sich aus) abgedankt, noch ist er via eines Machtwortes entlassen. Das sieht die Deal-Politik in einer Deal-Demokratie nicht (mehr) vor. Nein, der Mann ist nunmehr „Sonderberater im Rang eines Abteilungsleiters“, der mit Rang und Namen bombastischer als simpler „Staatssekretär“ daher kommt. Gut, dass du, der du die „Stimme des Volkes“ bist, die solche erhoben hast; kleiner Dealer du.