Berliner. Schnauze
Pass ma uff, Keule.
S-Bhf. Oranienburger Str. Treppe runter. Die Bahn rauscht ein. Du fährst deine Ellenbogen raus. Bahnst dir einen Weg durch das stehende, sitzende, lärmende, Döner-futternde, Touristen-App-studierende Volk. Erspähst einen Sitzplatz, der hier eine rare Angelegenheit ist. Platzierst deinen Allerwertesten. Schlägst deine Zeitung auf. Da passiert es, da passiert ER:
Ein Herrlein, dir gegenüber auf dem Sitz. Behübscht mit spitzen Schnabelschühchen. Engem Karottenhöschen mit schmalen Jackett über der Hühnerbrust. In seinen kleinen weißen Patschehändchen mit korrekt manikürten Nägeln hält das Herrlein ein Handy-Phon. Und dröhnt und trötet mit einer bestimmenden Stimme im lauten Ton:
Frau Meier-Lüdenscheid, ich befinde mich gerade in der U-Bahn. Ja ich meine… Ja, ich habe… Ja, ich werde…“ usw. usw.
Du vernimmst verwundert das Geschrei, während Du geneigt bist, dich darob zu ärgern, alldieweil die Konzentration auf deine Zeitungslektüre gestört ist. Da ertönt hinter dir eine (noch) lautere Frauenstimme, die das Herrlein anherrscht.
Junger Mann. Sabbeln se nich so dumm. Auch wenn se im Dunklen fahrn: Hier sind se in der S-Bahn. Und nicht in der U-Bahn.
Darum merke dir:
Eins: „Berliner. Schnauze. Für Hund, Halter und alle toleranten Mitbürger“, charmantiert gekonnt eine Berliner Bürgerinitiative.
Zwei: Adelheid sieht und hört alles.