Sprücheklopfer: Gerne
GERNE vernimmt man allerorten – gern.“Gern“ säuselt der Top-Consult für Top-Verträge mit provisionsreichem Abschluss. „Gern geschehen“ schreit der Pflegehelfer in der kultursensiblen Pflege dem Kunden in die Windel. „Gern“ schleudert der Abgeordnete dem seiner Rede mäßig folgenden Applaus entgegen.
Wohin du hörst, wohin du sprichst: Die ganze schöne deutsche Welt mit 15 Ortschaften namens „Gern“ wimmelt sprachlich gern. Murmelnd, grummelnd und zischend entweicht den Kehlen ein lang gedehntes „Geeern“. Auf jedes Tun gleich welcher Art, erfolgt ein „Gern“. Jedweder Dialog gleich welchen Inhalts, beschließt „das Gerne“. Du fragst „Warum“? Ich sag es Dir – gern:
„Das Gerne“ hat jetzt das Sagen: Über das „Bitte sehr“ und „Bitte schön“. „Bitte“ antwortet keiner auf dein Danke mehr. Die (Für-) Bitte ist OUT. Wir aber sind IN – sehr gerne. Wir sind doch nicht devot. Also weg mit dem „Bitte“. Her mit dem „Gern“. Das über allem herrscht und sich nicht ehrerbietig unterwirft. Sich im Superlativ gar steigert zum „am liebsten gerne haben“. Das sprichst du aus und drehst dich um. Schluss aus. Kein Bitte und kein Danke mehr. Aber immer gerne – du Möchtegern!
Die Werbung schreibt das gern; ernsthaft und ganz und gar nicht doppeldeutig. Schau es dir an:
Kenner kommen gerne. (Touristik)
Fürs Leben gern… (Touristik)
Ich rauche gerne.
Für einen Körper, in dem man gerne lebt. (Ernährung)
Wer zahlt schon gerne den vollen Preis (Handel)
Wir helfen Ihnen gerne. (Dienstleister)
Wir beraten Sie gerne. (Medien)
Wohnen fürs Leben gern.
Wir zahlen gerne Steuern für Bedürftige. (Politik)