Deutsch. Sooo…
Da stehst Du mit deinem Hund auf dem Fußballplatz und siehst nicht des Köters Scheiße, sondern was? Genau: Ein Riesenplakat, auf dem ein
hündisch blickender Dackel spricht: „Das ist sooo deutsch„.
Geworben wie geschrieben von der Deutschen Bundesregierung. Die erklärt dir, weil du ja sooo blöd und sooo begriffsstutzig bist in der Unterzeile: „Deutschland ist kein Dackel, aber ganz schön eigensinnig“.
Soll das ein Witz sein? Wollen die dich verarschen? Warum ist ein deutsch aussehender Dackel nicht-deutsch? Und warum ist Deutschland „ganz schön eigensinnig“? Also nicht halb-, sondern ganz schön-. Und warum kommen weiße Socken in Birkenstocksandalen aus „Deutschland, das Land der Socken- und Sandalenträger“? Dann gibt es da noch den Gartenzwerg, den Stau auf der Autobahn, den Rhein und und. Alles „sooo deutsch“?
Ja, da staunste: Wie der leitende Ministerialrat Müller-Müdenscheid in seinem grünen Jägerhöschen auf seine Schenkel klopfend „Sooo deutsch. Das ist zum Schreien“, brüllt. Genau: Der Staatsdiener, der den Vorsitz in der Kommission „30 Jahre Friedliche Revolution und Deutsche Einheit“ innehat. Das stimmt. Ich schwör‘.
Wenn also der deutsche Amtsträger einmal in seinem Arbeitsleben gaaanz witzig und gaaanz kreativ sein will, kommt „Das ist sooo deutsch“ mit 7,8 Millionen EURO Kosten raus.
Deutsche sind tüchtig; keine Frage: Zum Beispiel, wenn sie klammheimlich ein rechtsradikales Netzwerk namens „NSU“, installieren, das dann andere Deutsche – Achtung, deutsche Intelligenz -„Dönermorde“ nennen. Oder sich demokratisch rühmen, weil eine rassistische Partei DER Oppositionsführer sein darf. Oder sich in der Tram über lauthals sprechende Laute aufregen. Oder dem Schiedsrichter aufm Platz eins in die Fresse hauen; genauso wie den Feuerwehrleuten und Rettungssanitätern.
Das alles können Deutsche superb. Nur lachen kann die Spezi nicht, weshalb es auch ein „Deutsches Institut für Humor“ braucht. Das bietet „Kommunikationswahnsinn in bezaubernden Impulsvorträgen“ an. Was, wie wir inzwischen wissen, den treuen deutschen Staatsdiener außerordentlich inspiriert.
Da geht er dann hin, der Deutsche. Will ganz lustig sein, als Biene Maja oder und als Putzfrau-Gretl bei der „Saarländischen Narrenshow“. Da macht sich der politische Mandatsträger zur Witzfigur. Nicht ohne zuvor Lachyoga-Seminare besucht und sich auf den „Tag des dröhnenden Lachens“ am 24. Januar 2020 mit verkniffenen Mundwinkeln vorbereitet zu haben.
Darum merk‘ Dir hier, was Otto von Bismarck sagt: Es muss ein eigentümlicher Zauber in dem Worte „deutsch“ liegen.